Über das Vertrauen

In Gesprächen mit jungen Führungskräften der Generation Y fiel mir jüngst eine Gemeinsamkeit auf - die Angst zu Vertrauen.

“Wie kann ich delegieren und Aufgaben abgeben, aber trotzdem die Kontrolle behalten?”
”Wenn ich High Performer in meinem Team fördere, sorge ich dann nicht dafür, dass sie mir meinen Job streitig machen?”
”Wie kann ich mein Team zu einer guten Leistung motivieren, ohne sie zu kontrollieren?”

Die Generation Y, auch oft beschrieben als selbstbewusst, unabhängig und auf der Suche nach Selbstverwirklichung – zeigt sie Unsicherheit im Loslassen, kann nicht vertrauen? Ich möchte genauer hinschauen. In der repräsentativen Studie Junge Deutsche 2021 gehört Vertrauen zu den Top 5 Werten bei den 14 bis 39 Jährigen. Aus ihrer Sicht sind Ehrlichkeit (64%) und Zuverlässigkeit (44%) wesentliche Grundlagen, um vertrauen zu können. Kann es also sein, dass es ihnen zunehmend schwerfällt, im Arbeitsalltag zu vertrauen, weil diesen beiden Aspekte nicht voll erfüllt sind?

Ein weiterer wesentlicher Aspekt und Gegenspieler von Vertrauen ist Angst. Mit Corona sind die Existenzängste junger Menschen gestiegen, für 29 Prozent hat sich die finanzielle und berufliche Situation sogar verschlechtert. Laut dem Edelmann Trust Barometer sind 84% der befragten Arbeitnehmer*Innen besorgt über den drohenden Verlust ihres Arbeitsplatzes. In einem Unternehmen mit fehlender Fehlerkultur kann das fatale Folgen haben. Der Kreislauf beginnt: Fühle ich mich nicht sicher, möchte ich keine Fehler machen. Der Wunsch nach Kontrolle steigt. Delegieren fällt mir schwer, denn ich kann den Fähigkeiten meines Teams nicht vertrauen. Ich habe keine Zeit, mein Team zu fördern, da ich zu beschäftigt bin, alles selbst in die Hand zu nehmen. Ich bin überfordert und fühle mich nicht sicher, möchte keine Fehler machen…

Vertrauen entsteht aus Verletzlichkeit, wächst mit der Zeit, erfordert Arbeit, Aufmerksamkeit und volles Engagement.” (Brené Brown)

Wie kann ich diesen Kreislauf durchbrechen? Durch Mut zur Verletzlichkeit. Vertrauen entsteht dadurch, dass bestimmte Erwartungen erfüllt werden. Nicht immer kann ich diesen Erwartungen gerecht werden. Aber ich kann offen und ehrlich dazu stehen. Ja, das ist ein Risiko, welches eingegangen wird, denn es beschreibt schon das Wort - wer verletzlich ist, kann verletzt werden. Und genau darin liegt der Wert - gehe ich als Mensch, als Führungskraft ein solches Risiko ein, werde ich mit Vertrauen belohnt. Und mit allem, was Vertrauen mit sich bringt - Kollaboration, Kreativität, Innovation, Resultate, Weiterentwicklung.

Nun kostet es große Überwindung, sich komplett fallen zu lassen. Aber das muss man ja auch nicht. Einfacher geht es Schritt für Schritt, denn Mut ist wie ein Muskel, er wird immer größer, wenn man ihn benutzt. Und da, wo Mut wächst, wird Angst weniger.

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Wertschätzen kann nur, wer SELBST WERT sieht

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Du weisst nicht, wo du ANFANGEN sollst?